12:59 Ullrich und Nystad treten ab: „Ein wenig traurig“

Bundestrainer Frank Ullrich warf das Handtuch, die „Grande Dame“ Claudia Nystad trat mit Tränen in den Augen ab, und auch Steffi Böhler ließ ihre Zukunft offen: Wehmut und Abschiedsstimmung lagen in der Luft, als die deutschen Skilangläufer am Sonntag in Oslo einen Schlussstrich unter einen enttäuschenden Winter zogen. „Ein wenig traurig ist das alles schon“, sagte die zweimalige Olympiasiegerin Nystad über das Saisonfinale am Holmenkollen.

Der Abschied der erfolgreichsten deutschen Langläuferin wurde allerdings vom Rücktritt des Bundestrainers überschattet. Nach Jahren der Erfolglosigkeit und entnervt von interner Kritik erklärte der 57-Jährige schon vor dem letzten Rennen seinen Rücktritt. Ullrich reagierte damit auf den jüngsten Beschuss aus den Reihen des Deutschen Skiverbandes (DSV).

„Das war für mich ein Schlag ins Gesicht. Ich werde daher die Zusammenarbeit mit dem DSV beenden. Diese Entscheidung habe ich gemeinsam mit meiner Familie getroffen“, sagte Ullrich am Sonntag in der ARD und überraschte damit auch seine Athleten. „Davon wusste ich nichts“, sagte Fessel.

Bei der WM in Falun waren die deutschen Langläufer zum zweiten Mal in Folge ohne Medaille geblieben, DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller hatte Ullrich anschließend offen kritisiert und Konsequenzen angekündigt. „Das war eines Generalsekretärs nicht würdig. Pfüller war immerhin Derjenige, der mich vor drei Jahren angerufen und um Hilfe gebeten hat“, sagte Ullrich enttäuscht.

Vorgänger Jochen Behle, einer der größten Kritiker Ullrichs, begrüßte den Schritt dagegen. „Jetzt kann es mit dem deutschen Langlauf aufwärts gehen. Meiner Meinung nach war er der falsche Mann“, sagte der Ex-Bundestrainer bei Eurosport. DSV-Funktionär Pfüller wiederum wollte den Rücktritt auf SID-Anfrage nicht kommentieren.

Fast zur Nebensache wurde so das sportliche Abschneiden in Oslo. Dabei sorgte zumindest Nicole Fessel als Achte über 30 Kilometer durchaus für ein versöhnliches Ende. Die größte Aufmerksamkeit gehörte aber ohnehin Nystad. Auch ihr letzter Platz und ein satter Rückstand von mehr als 16 Minuten auf Siegerin Marit Björgen konnte daran nichts mehr ändern.

„Es war eine tolle Zeit. Ich bereue nichts“, sagte Nystad, die 2010 schon einmal zurückgetreten war, 2013 aber einen Neuanfang wagte. Das letzte Rennen ihrer Karriere wurde dann auch mehr zu einem Schaulaufen. Die 37-Jährige, die noch immer an den Folgen ihres Sturzes Anfang Januar in Oberstdorf leidet, hatte sogar einen Verzicht erwogen, quälte sich am legendären Holmenkollen aber ins Ziel.

Steffi Böhler (Ibach), bei der WM noch starke Sechste über 30 Kilometer, musste sich mit Rang 32 begnügen und ließ die Entscheidung über ein mögliches Karriereende erneut offen. „Die Tendenz geht in die Richtung, dass ich aufhöre. Aber das werde ich in Ruhe daheim entscheiden“, sagte Böhler.

Die Siege am „heiligen Holmenkollen“ gingen in Björgen und Sjur Röthe an zwei Norweger. Für Röthe war der Triumph über 50 Kilometer am Samstag sogar der erste Weltcup-Sieg seiner Karriere. Als Gewinner der Gesamtwertungen standen bereits zuvor Björgen und Martin Johnsrud Sundby (Norwegen) fest.

Beste Deutsche in der Saison-Abrechnung wurde Fessel, die als Achte auch beste Nicht-Skandinavierin war. Denise Herrmann und Böhler folgten auf den Rängen neun und elf. Bei den Männern war Hannes Dobler auf dem 52. Rang bester Deutscher. Ein indiskutables Ergebnis, über das am Ende auch Bundestrainer Ullrich stolperte.

SID er ma