Holpriger Auftakt für die deutschen Hoffnungsträger im Big Apple: Angelique Kerber und Andrea Petkovic sind nach stundenlangen Zitterpartien in die zweite Runde der US Open eingezogen. Das Fed-Cup-Duo blieb gegen zwei Qualifikantinnen deutlich unter seinen Möglichkeiten und muss sich gewaltig steigern, um die hohen Erwartungen zu erfüllen.
Kerber benötigte bei strahlendem Sonnenschein über New York 2:17 Stunden und ihren gesamten Kampfgeist gegen die Russin Xenia Perwak. Beim 6:2, 3:6, 7:5 drohte die erste Auftaktpleite bei einem Grand Slam nach mehr als drei Jahren. Petkovic stand zwei Minuten länger auf dem Platz, ehe sie die Tunesierin Ons Jabeur 7:6 (9:7), 1:6, 6:3 bezwungen hatte.
Weniger Probleme hatten Philipp Kohlschreiber (Augsburg) und Qualifikant Matthias Bachinger (München). Kohlschreiber setzte sich gegen Facundo Bagnis (Argentinien) 6:2, 7:6 (7:3), 6:3 durch, der 27 Jahre alte Bachinger gewann gegen den Tschechen Radek Stepanek mit 6:2, 6:2, 6:2 sein erstes Match bei einem Grand Slam.
„Die erste Runde bei einem Grand Slam ist immer unheimlich stressig“, sagte Petkovic: „Mit dem dritten Satz war ich heute mehr oder weniger zufrieden. Die ersten beiden waren schlecht.“ Kerber lobte ihre Gegnerin, an eine Niederlage habe sie jedoch keinen Gedanken verschwendet. „Ich habe versucht, da zu sein, zu kämpfen“, sagte Kerber.
„Beide müssen sich vor niemandem verstecken“, hatte Bundestrainerin Barbara Rittner vor Turnierbeginn gesagt, damit jedoch wohl kaum die Gegnerinnen der ersten Runde gemeint. Perwak ist die Nummer 127 der Tennis-Welt, Jabeur wird auf Platz 166 geführt.
Auf den Courts war von einem Klassenunterschied allerdings nichts zu sehen. Kerber, die Nummer sechs der Setzliste, und Petkovic, die Nummer 18, haderten mit ihren Auftritten. Kerber zog die Schultern hoch – eine Geste der Verzweiflung, Petkovic schoss den Ball frustriert in die Bande und schüttelte den Kopf.
In den entscheidenden Phasen der Begegnungen spielten sie jedoch ihre Erfahrung aus. Immerhin hatte Kerber 2011 in Flushing Meadows das Halbfinale erreicht, es war ihr Durchbruch in die Weltspitze. Petkovic stand im selben Jahr unter den besten Acht, nun verhinderte die lange Zeit verletzte Darmstädterin ihre dritte Erstrundenpleite nacheinander in New York.
Insgesamt 14 deutsche Tennisprofis (acht Männer, sechs Frauen) schlagen beim letzten Grand Slam des Jahres auf. Die besten Chancen, zumindest die erste Woche zu überstehen, haben allerdings Kerber und Petkovic. Trotz des stotternden Starts, trotz der durchwachsenen Vorbereitung auf den nordamerikanischen Hartplätzen.
Die Auslosung meint es gut – zumindest mit Kerber. Deutschlands Nummer eins trifft in Runde zwei erneut auf eine Qualifikantin. Auf die 26 Jahre alte Kielerin wartet nun Alla Kudrjawzewa (Russland). Petkovic bekommt es mit Monica Puig (Costa Rica) zu tun. „Sie ist sehr unangenehm für mich“, sagte die Weltranglisten-19., die in diesem Jahr in Straßburg auf Sand gegen Puig verloren hatte.
In der Nacht zu Dienstag (MESZ) griff auch Sabine Lisicki (Berlin/Nr. 26) ins Geschehen ein. Ausgeschieden war zu diesem Zeitpunkt bereits Davis-Cup-Spieler Tobias Kamke. Der Lübecker unterlag dem Australier Matthew Ebden 4:6, 3:6, 6:7 (2:7). Ebenfalls nicht mehr dabei sind Qualifikant Andreas Beck (Stuttgart) und seine Namensvetterin Annika Beck (Bonn).
SID cp re
